La Paz ist eine sehr eindrückliche Stadt, die uns gut gefällt. Sie ist topografisch sehr interessant, da sie in ein Tal gebaut ist und die Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Punkt 1000 Höhenmeter beträgt. Die Stadt besitzt seit einem Jahr eine sehr praktische Seilbahn, die die Stadtteile miteinander verbindet.
Es gibt hier einen Hexenmarkt, wo die Aymara unter anderem Zutaten für Zeremonien verkaufen wie z.B. Lama-Föten, die bei einem Haus-Neubau im Fundament vergraben werden. Das soll die Pachamama (Mutter-Erde) wohlwollend stimmen und ihrem Haus Glück bringen.
El Alto ist der höchstgelegene Stadtteil von La Paz (ca. 4000 m.ü.M.). Sie wird Schwesterstadt von La Paz genannt. Dort befinden sich die Armenviertel der Aymara (Foto). Wir trauten unseren Ohren nicht, als unser Führer erzählte, dass hier noch Selbstjustiz praktiziert wird. Wird ein Dieb erwischt, tun sich die Quartierbewohner zusammen, verprügeln ihn und hängen ihn an einem Strassenpfahl oder einer Dachrinne auf oder übergiessen ihn mit Benzin und lassen ihn verbrennen. Und tatsächlich! Wir sahen drei Puppen oder Leichen an den Strassenlaternen hängen. Manchmal sind es zur Abschreckung auch Puppen.
Ganz in der Nähe der Stadt befindet sich das Mondtal. Sehr eindrücklich, denn die Erde hat sich noch nicht vollständig gesetzt, es gibt immer wieder Erosion. So wird dieses Tal noch etwa 20-30 Jahre bestehen und dann flach sein wie die Umgebung.
Heute Sonntag ist es in der sonst so verkehrsdichten Stadt ganz ruhig. Die Menschen gehen auf den Strassen spazieren. Die Stadt steht still, fast alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Auffällig ist die hohe Polizeipräsenz. Wieso? Es findet eine nationale Volksbefragung zu einer Verfassungsänderung statt, ob der jetzige Präsident Evo Morales noch eine vierte Amtszeit machen kann. Er ist im Volk, vorallem bei der Unterschicht, sehr beliebt. In Bolivien gibt es einen Abstimmungszwang, wer nicht abstimmt, kriegt grosse Probleme. Damit der Wahlbetrug kleiner ist, darf an diesem Tag niemand Auto fahren.

Zur Gesundheit: Wir hatten in Bolivien dauernd Durchfall. Von der Speisekarte im Restaurant können wir 95% nicht mehr essen. Wir können z.B. kein Salat, kein Obst, keine Fruchtsäfte, kein Gemüse, kein Fleisch, keine Saucen, keine Milchprodukte, möglichst keine Kräuter oder Gewürze und kein Kaffee mehr zu uns nehmen. Was noch bleibt sind Brot, Kartoffel, Reis und Fisch, manchmal noch das Poulet, Tee und Wasser. Und trotzdem wir diese strenge Diät führen, uns mit Kohle und Verdauungspräparaten vollstopfen, haben wir grosse Mühe.
Trotz grossen Verdauungsschwierigkeiten gönnten wir uns ein Abendessen in einem Schweizer Chalet Restaurant. Das Essen war fantastisch (nicht das wir es vertragen hätten). Aber es war trotzdem schön, ein einem Appenzeller-Stübli zu sitzen und für einen Moment lang zu vergessen, dass wir in Bolivien sind. Die Heimfahrt im Taxi war auch ein Erlebnis. Während der abenteuerlichen Fahrt riss der Fahrer immer wieder die Autotüre auf und spuckte hinaus.